Kunsttherapie in der Kinderkardiologie der Uniklinik Köln

Bilder die bewegen

Es war ein mal ein kleines Mädchen (4), dass entschied fliegen zu lernen. Es übte jeden Tag, mit Hilfe der elterlichen Möbelstücke. Doch es wollte und wollte einfach nicht so recht klappen. Da entschied es sich, der Einfachheit halber, doch lieber Prinzessin werden zu wollen.

Um sich ein gutes Bild von seiner Zukunft machen zu können, malte es von da an, unermüdlich, bunte Schlösser und Gärten. Auch ein Prinz durfte in den Werken nicht fehlen. Eines schönen Tages setzte es sich zu seiner Mutter an den Tisch, um mit dieser das Vorhaben genauer zu besprechen. Nachdenklich ließ es die Beine vom viiiel zu hohen Stuhl baumeln und berichtete:

Du, ich habe nachgedacht. Vielleicht ist es doch ein wenig schwierig eine Prinzessin zu werden. Wie sollten mich die Prinzen denn überhaupt finden? Ich muss anfangen realistischer zu denken!“

Nach einer Pause seufzte das Mädchen und sprang schließlich schwung­voll und lächelnd auf: „Ich werd einfach Indianer-Prinzessin! Es gibt viel mehr Indianer als Prinzen.“

Die Bilder, die das Mädchen von da an malte erzählten abenteuerliche Geschichten die es als Indianer-Prinzessin zukünftig erleben würde, vor allem von großen Reisen, die durch zauberhafte Landschaften führten. Unzählige Abenteuer musste es bestehen. Wie man sich denken kann, war die Fantasie des Mädchens fast grenzenlos.

Doch mit der Zeit wurde es älter und auch etwas vernünftiger. Es begriff, dass es vermutlich in der Erwachsenenwelt nicht ausreichen würde eine Indianer-Prinzessin zu sein. Auch stellte es sich die Frage: „Was, wenn dass mit dem Indianer-Prinzessin-Sein nun auch nicht klappt?“

Nach längerer Überlegung kam es zu dem Schluss, sicherheitshalber einen richtigen Beruf zu erlernen.

Mama, ich werd – denke ich – dann doch lieber Seiltänzerin“, sagte das Mädchen eines Tages. „und, um mal selbst für mich sorgen zu können, werde ich einfach jeden Tag ein Bild malen.“

Die Zeit verging und plötzlich, ehe es sich versah, war das kleine Mädchen erwachsen. Den Gedanken aber schloss es von je her fest in seinem Herzen ein.

Was aus dem Mädchen geworden ist? - Na, schließlich und endlich heiratete es seinen ganz persönlichen Prinzen, da es leider feststellen musste, dass es tatsächlich wenige Indianer gibt. UND es malt noch immer fast jeden Tag ein Bild...


Ich war dieses Mädchen. Mein Name ist Theresia Tarcson. Ich bin Kunsttherapeutin (MA) und die Elterninitiative herzkranker Kinder Köln e.V. ermöglicht es mir ein kunsttherapeutisches Angebot für herz­kranke Kinder, deren Geschwister und Eltern der kinderkardiologischen Station der Uniklinik Köln zu bieten.
Mit einer Schatzkiste, gefüllt mit Maluten­silien, besuche ich Kinder wie Erwachsene auf ihren Zimmern und arbeite mit ihnen zu den Themen, die sie bewegen.

Mittels verschiedener Aufgabenstellungen lade ich sie zur bildnerischen Auseinandersetzung mit ihren aktuellen, manchmal unaussprechlichen, Gefühlen wie Angst, Unsicherheit und ab und zu auch einfach nur Lange­weile, ein. Dabei hilft mir die Fantasie meines inneren Kindes die Welt der heilenden Kraft der Bilder kleinen und großen Menschen zugänglich zu machen. Die Vielfalt der Materialien wie Pastellkreiden, Ölkreiden, Wasserfarben, Guache, Fingerfarben, Bunt- und Bleistifte unterstützt mich dabei. Jugendlichen biete ich bei längeren Aufenthalten zusätzlich neue Medien zur Gestaltung an, d.h. ich arbeite therapeutisch mit der Stop-Motion-Film-Technik. Je nach Alter und Thema, biete ich Settings in der Gruppe und im Einzel sowie als Eltern-Kind-Tandem an.

Das Bild „Traumland – ein guter Ort“ ist als Tandem mit der kleinen Anna und Ihrer Mutter diesen September entstanden. Als ich an diesem Tag in Annas Zimmer kam, schaute sie mich schüchtern an. Als ich sie fragte ob wir malen wollen nickte sie und blickte lächelnd zu ihrer Mama.

Die Mama kann mitmalen und Du hilfst ihr, sagst ihr was sie malen kann und in welcher Farbe.“ bot ich ihr an. Anna lächelte wieder und suchte sogleich zielsicher eine Farbe aus. Dann flüsterte sie ihrer Mama ins Ohr was sie malen sollte. Das Bild, was daraufhin entstand, zeigt die Prinzessin Anna und ihr Zuhause. Nach und nach entstand ein buntes Werk voller „Geschenke“.

Werk und Entstehungsprozess sprechen für sich:

Es entstand zunächst ein Schloss, während Anna eine Wiese an den unteren Bildrand setzte. Dann folgte eine Prinzessin. Die Mama malte daraufhin eine winkende Prinzessin ins Fenster des Schlosses. Anna ließ als Reaktion darauf ihrer Prinzessin bodenlange blau-rote Haare wachsen, zauberte auch eine Hütte ins Bild und wünschte sich im Anschluss, dass ihre Mama einen Hund in diese hineinsetzte. Dann malte sie dem Hund und der Prinzessin je eine Gedankenblase.

 Anna sagte: „Der Hund träumt vom Knochen“. „Und die Prinzessin?“, fragte ich. „Na die träumt natürlich von dem Hund“, sagte sie leise. Mama malte also einen zweiten Hund in die Gedankenblase. Anna kolorierte beide. Währenddessen begann ein Prinz die Fassade des Schlosses hinauf zu klettern. Nachdem die Mama diesen fertig gezeichnet hatte, setzte sie noch ein paar Blumen ins Bild. Anna schaute ihr dabei gespannt zu und versah manche mit Erde, „weil Blumen Erde zum Wachsen ja brauchen.“

Daraufhin gestaltet die Mama Bäume, welche Anna dann schließlich gerne mit Äpfeln versehen haben wollte. Nachdem die Mama also immer immer immer mehr Äpfel malen sollte, sagte diese schließlich zu ihrer Tochter, dass man damit nun wirklich alle im Schloss versorgen könne. Anna nickte und war mit der Gestaltung von ihrer Mutter sichtlich zufrieden. Inspiriert fügte sie selbst noch Sträucher auf ihrer Wiese hinzu und malte Erdbeeren hinein: „Für ganz viel Marmelade im Schloss!“

Annas Mama gestaltete dann die Schlossmauer weiter, öffnete das Tor und fügte einen Hügel in der Bildmitte hinzu. Anna malte daraufhin eine blaue Treppe die zum grünen Hügel der Mama führte und eine lächelnde Sonne. Die Mama schenkte ihrer Tochter schließlich noch einen Fluss, der unter der Treppe durchführt, und Anna half ihrerseits das Schloss noch ein wenig auszumalen.

Beide waren am Ende mit der Gestaltung in Teamarbeit sehr zufrieden. Sicherlich wird die dabei geteilte Erfahrung der Bildkommunikation Mutter und Tochter weiter verbinden und zusammenschweißen. Das entstandene Bild haben sie mit nach Hause genommen und wollten es dort gemeinsam aufhängen.

Diese Momente sind wertvoll. Eine entfesselte Fantasie oder ein zu Papier gebrachtes inneres Bild sagen mehr als 1000 Worte. Entstehende Werke kommunizieren Inhalte in besonderer Weise und regen bei Ihrer Gestaltung und Betrachtung Klärungsprozesse an.

Liebe Kinder, solltet Ihr mal auf der Station sein und mit mir diese spannen­de Reise antreten wollen, dann fragt nach Theresia der Kunsttherapeutin. Gerne verabrede ich mich mit Euch.

Liebe Eltern und erwachsene Patienten, für Sie gilt dasselbe:

Ich freue mich auf eine spannende gemeinsame Mal-Zeit!


Eure/Ihre Theresia Tarcson

Kunsttherapeutin (MA)